Automatisme,
Modul Mogul,
Martin Krejci
18.11.2019 2130 0130 Favorit Bar
Automatisme
Automatisme ist das elektronische Musikprojekt von Saint-Hyacinthe, dem in Quebec
ansässigen Produzenten William Jourdain, der unter diesem Namen seit 2013 eine brillante
Serie von eigenveröffentlichten Alben und Tracks lanciert hat, welche Schnittpunkte von
Drone, Glitch, Dub Techno, Ambient, Elektroakustik und Noise untersuchen. Ausgehend von
ortsspezifischen Feldaufnahmen, Automatisme-Samples, Prozessen, Signalbiegungen und
Transformationen in Klanglandschaften, die ein breites Spektrum von minimalistischen
Impulsen, methodisch additivem Beat, Stacked-Tone Maximismus, räumlicher Drohne und
arrhythmischer Atmosphäre abdecken. Jourdain gehört zu einer Gruppe junger
elektronischer Musikschaffender, die sich mit Werken von Pan Sonic/Mika Vainio, Stefan
Betke (Pole, ~scape) und Carsten Nicolai (Alva Noto, Raster-Noton) beschäftigen. Mit
rigorosen, methodischen, hochkontrollierten Strategien erschaffen sie trockene,
zurückhaltende klangliche Terrains. Automatisme wird beim zweiten Konzert der neuen
Konzertreihe Knobs&Wires only Live am 18. November 2019 alle minimal-elektronischen
Vergnügungszentren treffen.
Modul Mogul
Modul Mogul sind Markus Steinhauser mit Electronics, Valentin Preissler an Saxofon und
Electronics und Julius Hamberger mit modularen Electronics. Sie sind ohne
Aktivierungszwang und Kopierschutz auf der Suche nach den Barraccudas unter der Brücke,
groovetauglich für musikalische Jugendsünden im ABBA Brass Sound auf Stelzen durch den
musikalischen Sumpf der Vergangenheit. Berührungsängste ade, alter Adler-Stern des
Sündens, du Cowboy der Begierde. Trios gibt es viele, auch die Kirche weiß ein Lied davon
zu singen, Modul Mogul machen sich ihren eigenen Reim darauf, und der besteht aus einem
Konglomerat verschiedenster Module. Von Modular-Zeugs bis Ornette Coleman. Künstler
haben ja immer auch Persönliches zu verarbeiten. Kindheit in einer Stadt mit der höchsten
Bordelldichte Deutschlands, Platin-Schallplatten im Keller, die man nie wollte, die aber zur
Schlagerplattensammlung der Eltern passen und so weiter. Und da wir ja alle gern Voyeure
sind, schauen wir gerne zu, wie das musikalisch verarbeitet wird. Wenn dann noch dazu
kommt, dass man seit Kindheitstagen Synthesizer und Ornette Coleman liebt, ist live
improvisierte elektronische Musik die unausweichliche Konsequenz. Ganz im Zeitgeist der
Nachhaltigkeit und ihres eigenen Anspruches sind die Drei der Meinung: Die Maschinen von
heute können so viel, dass es viel zu schade ist, nur auf den Startknopf zu drücken und all
das restliche Potenzial brachliegen zu lassen. Also: Modul Mogul = Klänge in voller Länge.
Martin Krejci
In Linz geboren, lebt und arbeitet Martin Krejci ungern in München. 2000 gründet er das
Institut für Leistungsabfall und Kontemplation. 2002 macht er sein Diplom an der Akademie
der Bildenden Künste München bei Prof. Sauerbruch. Im gleichen Jahr entdeckt er
versehentlich die Weltformel μ → 0. Seit 2005 ist er als Konzeptkünstler und Oberstudienrat
aktiv. 2010 begründet er zusammen mit Kazz (Kitty Empire) und Anton Kaun (Rumpeln,
Console) das Antifun Arkestra. Mit dem Institut für Leistungsabfall und Kontemplation macht
Krejci völlig hierarchiefrei Musik, Noise, Malerei, Hörspiel, Zeichnung, Objekt- und
Konzeptkunst. Musikalisch geht es nicht um intellektuelle, komponierte Computermusik,
sondern vielmehr um kontemplative, einfach strukturierte, spontane Soundbasteleien, die
teilweise hörspielartig arrangiert und mit abstrusen performativen Gesten verbunden werden
von der E-Zeremonie bis zu Wurstoperationen und einer Unterforderungsperformance im
Bett, immer auf der Suche nach dem kleinstmöglichen Erfolgserlebnis.